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Billard-Krausse – ein Unternehmen mit Tradition.
Die Firma Billard-Krausse – eine der traditionsreichsten Chemnitzer Firmen – feierte am 01.03.2011 ihr 125jähriges Firmenjubiläum. Seit ihrer Gründung im Jahre 1886 kann die Firma Billard Krausse in Chemnitz auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken und ist wohl die älteste noch existierende Billardbaufirma in Deutschland, möglicherweise in ganz Europa.
Den ersten Eintrag eines hiesigen Billardfabrikanten haben wir 1864 in den Chemnitzer Adressbüchern gefunden. Es handelte sich um den Billardfabrikanten Rudolf auf der Augustusburger Straße 7. In den folgenden Jahren firmierten als Billardfabrikanten die Firmen Unger 1870, Herrmann 1872, Arendt sowie Wagner & Leistner 1876, Nestler 1877, Uhlig 1879, Schmiedel als Queuefabrikant 1880, Moik 1882, Oertel 1886, Krauße 1892. Von etwa 1880 bis zum ersten Weltkrieg existierten sechs Billardfabrikanten gleichzeitig, teilweise als Nachbarn; alle jedoch im Stadtzentrum nahe dem Verladebahnhof. Eine ähnliche Entwicklung gab es auch in Dresden und Berlin. Bis zum ersten Weltkrieg, stand nahezu in jedem Gasthaus, in jedem Hotel und jeder Wirtschaft ein Billard. Leider verhinderten der erste Weltkrieg, die folgende Rezession und Weltwirtschaftskriese sowie der zweite Weltkrieg eine weitere Entfaltung des Billards zumindest in Deutschland.
Friedrich Robert Krause, so der vollständige Name, erst mit „s“, dann mit „ß“ und später dann mit „ss“ geschrieben, wurde am 28.09.1864 in Frohnsdorf, damals zu Sachsen-Altenburg gehörend, geboren. Er meldete sich, von der Walz aus Pirna kommend, am 20.08.1883 in Chemnitz an. Am 01.Oktober 1892 firmierte er als Billardfabrikant auf der Moritzstraße 23, von 1896 bis 1908 als Krauße & Daniel. 1908 trennt sich Robert Krauße von Herrn Daniel und zieht in die Brückenstraße 54 zu Julius Albin Oertel. 1910 übernahm er dann die Firma Julius Albin Oertel unter dem Namen „Billardfabrikant Robert Krausse Nachf. Julius Oertel seit 1886“, bis er sich zwei Jahre später nur noch „Robert Krausse seit 1886“ nannte.
Vor dieser Fusion war die Firma Wagner (später Abraham) die Nummer 1 in der Stadt. Doch durch die Spezialpatente der Firma Oertel hatte Robert Krausse bereits 1912 allen anderen den Rang abgelaufen und bekam nach unzähligen Medaillen seinen ersten Staatspreis und bereits 1914 einen Weiteren. Krausse Billards waren zu dieser Zeit das Maß aller Dinge, wie einige Zeitgenossen eindrucksvoll berichten.
Die folgenden Jahre gestalteten sich allerding schwierig. Der erste Weltkrieg und die anschliessende Rezession hinterließen auch bei Robert Krausse ihre Spuren. In dieser Zeit gab man auch das Hauptgeschäft in der Brückenstraße 54 auf und beschränkte sich auf den Wohnsitz in der Brückenstraße 44. 1924 übergab Robert Krausse, bereits im Rentenalter, die Geschäfte an seinen Schwiegersohn Paul Albin Schürer, welcher allerdings auch weiterhin mit Krausse unterzeichnete.
Am 09. Juni 1931 verstarb Firmengründer Robert Krausse. Seine Tochter, Louise Gertrud geb. Krausse verheiratet mit Paul Albin Schürer, war Universalerbin. Bereits 1930, also ein Jahr nach der Weltwirtschaftskrise, betrug der Firmenumsatz wieder 90.000 Reichsmark. Louise Gertrud war so gesehen eine richtig gute Partie. Die Liebe und das Vertrauen ineinander müssen groß gewesen sein. Aus beider Ehe ging eine Tochter hervor und Frau Schürer verkaufte die Firma an ihren Ehemann.
Da in den Kriegs- und Krisenzeiten Erdöl zu den wichtigsten Ressourcen zählte, waren hochwertige Gummibanden eine absolute Mangelware und nach dem zweiten Weltkrieg brauchte auch erst einmal keiner ein Billard, da überdachte Wohn- und Geschäftsräume knapp waren. Die Firma hielt sich mit allerlei Zubehör auch für den Gastronomiebereich, Reparaturen und anderen Tischlerarbeiten über Wasser.
In den Jahren 1962-63 musste die Firma im Rahmen der Stadtumgestaltung von der Brückenstraße 44, wo heute das Karl-Marx-Monument seht, in die damalige Bahnhofstraße 5 (heute wieder Carolastraße) umziehen.
Am 27.03 1972 wandte sich Paul Schürer, mittlerweile 78jährig, an den Rat des Kreises Karl-Marx-Stadt. Er beklagte sein hohes Alter, seine Gesundheit und schlug den Genossen vor, den Betrieb mit immerhin noch drei Mitarbeitern und gut 120.000 Mark Umsatz ins Volkseigentum zu überführen und einen neuen Geschäftsführer einzusetzen. Das wäre dann das Ende von „Billard-Krausse“ gewesen. Alle anderen Billardbauer in Chemnitz hatten bereits weit vorher aufgegeben.
Glücklicherweise wurde sein Gesuch abgelehnt und ein würdiger Nachfolger gefunden. Einem Tag nach seinem 80. Geburtstag durfte er dann am 01. März 1974 die Schlüssel an Hans-Jörg Ritscher weiterergeben verbunden mit dem Einverständnis der Familie, den Namen „Billard-Krausse“ weiterzuführen.
In den Jahren bis 1990 wurden überwiegend kleine Billards für den Haus- und Freizeitgebrauch hergestellt. Auch Fahrgastschiffe auf Wolga und Don sind mit Tischen aus Chemnitz ausgerüstet worden. Kegel- und Carambolbillards wurden hauptsächlich für die Vereine des Ostdeutschen Billardsportverbandes hergestellt. Die Fertigung einer großen Anzahl russischer Poolbillards erfolgte im Auftrag der Garnisonen der russischen Armee. Mit der deutschen Einheit kamen neue Herausforderungen auf das Unternehmen zu. Herr Ritscher musste sich völlig neu am Markt orientieren und behaupten. Neue Materialien und Technologien standen nun zur Verfügung, das Sortiment musste erweitert werden.
Seit 1990 umfasst das Programm des Handwerkbetriebes Billard-Krausse alle Sorten von Billards. Mit seinen Mitarbeitern versuchte H.-J. Ritscher ständig, seine Produktpalette zu erweitern. So werden jetzt auch Auflegeloch-Billards für Kinder-, Skat- und Würfeltische gefertigt. Auch die Ausstattung von deutschen Meisterschaften und Landesmeisterschaften gehören seit diesen Jahren zur Kernkompetenz der Firma Billard-Krausse.
Ab dem Jahre 2000 wurde in mehreren Versuchsreihen und in enger Zusammenarbeit mit den Sportfreunden der Region eine neue Bande speziell für Kegelbillards entwickelt, da Formen und Rezepturen dafür in den Wirren der Umwälzungen in Ostdeutschland verloren gingen.
2006 feierte man das 120jährige Bestehen des Unternehmens und Hans-Jörg Ritscher stand vor der schwierigsten Aufgabe seiner 32jährigen Tätigkeit. Der wohl älteste noch existierende Billardbaubetrieb Deutschlands suchte einen kompetenten Nachfolger. Herrn Ritscher, immer den Sportfreunden verbunden, war es sehr wichtig, dass der Billardbau erhalten bleibt und die Firma nicht zu einer reinen Tischlerei wird. Da Billardbau kein Lehrberuf ist, muss sich selbst ein Tischlermeiser ein zweites Berufsbild erarbeiten. Somit kam nur ein jüngerer Kollege in Betracht, der ein Faible für die „Grünen Tische“ mitbringen sollte. Mit Hilfe der Handwerkskammer Chemnitz gelang es, einen angehenden Meister für das Unternehmen zu begeistern. Marco Lohmann fertigte bereits 2006 sein Meisterstück unter der Anleitung von Herrn Ritscher bei Billard-Krausse, ein 7-ft.-Poolbillard mit integrierter Bar und Zubehörablage, an. Der Generationenwechsel erfolgte am 01.09.2007. Marco Lohmann übernahm somit einen Traditionsbetrieb dessen Name Programm ist und verpflichtet.